Freier Raum für freie Kunst

Ausstellung Studenten zeigen ihre Kunstwerke in Ehrenbreitstein

 

Ausstellung Studenten zeigen ihre Kunstwerke in Ehrenbreitstein

Ehrenbreitstein. Kunst will gesehen, Künstler wollen wahrgenommen werden. Gerade angehende Künstler haben es oft schwer, ihre Werke zu präsentieren. Die Kunstwelt mit ihren Institutionen und Marktgesetzen erscheint bisweilen wie ein hermetisch abgeriegelter Ort ohne Eingang. Für die Studenten des Instituts für künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen aber öffnet der Kunstverein Mittelrhein in seinem Kunstraum in Ehrenbreitstein eine Tür und bietet ihnen die Möglichkeit, erste Schritte im Licht der Öffentlichkeit zu gehen. Seit Anfang November werden in Ehrenbreitstein in zweiwöchigen Wechselausstellungen Werke von Studenten gezeigt, die beispielhaft für die vielfältigen Kunstformen sind, die an der kleinsten Kunsthochschule Deutschlands gelehrt werden.

Gerade stellen Hanna Melnychuk und Zhifeng Song ihre Werke aus – eine kontrastreiche Kombination. Während der aus China stammende Song die Materialität des Raumes zum Thema macht, spielt die aus der Ukraine kommende Melnychuk mittels ihrer auf Stoffbahnen angebrachten Aquarellen mit der Architektur. Kunstkenner wie interessierte Laien gehören zum Stammpublikum der Ehrenbreitsteiner Institution, für deren Leiter Uli Hoffelder es ein dringendes Anliegen ist, Arbeiten in Keramik und Glas auszustellen und dabei den Studenten genügend Freiräume zu lassen. Hoffelder gibt jedoch zu, dass er, als er von Songs Konzept hörte, erst einmal skeptisch war: Song kündigte an, Löcher in die Wand zu bohren und das aus der Wand rieselnde Material auf Glasscheiben gleich darunter zu sammeln, um so das Wandinnere selbst zum Gegenstand der Ausstellung zu machen. Hoffelder ließ sich überzeugen, willigte ein – das Ergebnis bestätigt, dass diese Entscheidung richtig war.

Melnychuk geht subtiler vor: Sie arbeitet seit einiger Zeit an Aquarellen; so entstehen intensive Farbverläufe auf Papier. Bewusst hat sich Melnychuk dagegen entschieden, ihre Bilder zu rahmen – es soll keine Grenzziehungen geben –, und die genähten Stoffbahnen dienen als weicher Ersatz für die harten Wände.

Ihr Dozent Thomas Kohl ist von der Kooperation mit dem Kunstverein begeistert, denn „ein nicht gesehenes Kunstwerk existiert nicht“. Für Studenten sei es wichtig, den Umgang mit der Öffentlichkeit einzuüben – häufig werde dies an Hochschulen vernachlässigt, weiß er aus eigener Erfahrung. „Kunstvereine in Deutschland sind die offenste Institution überhaupt“, das habe sich bei der Realisierung der Ausstellung in Ehrenbreitstein erneut gezeigt.

Wolfgang M. Schmitt,  RZ-Koblenz, 5.12. 2017

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