Cornelia Rößler, Installation mit Fotografie und Video

Begrüßung  zur Ausstellungseröffnung  (1. Vorsitzender)

 

Die Haut des Menschen, ein hochkomplexes Kunstwerk der Natur und mit Sicherheit einzigartig,  - wissenschaftlich CUTIS genannt  -  , ist Thema dieser Gastausstellung, der aus Guntersblum bei Mainz kommenden Künstlerin Cornelia Rößler.

In München geboren hat sie zunächst in Mainz Kommunikationsdesign und dann in Amsterdam „Freie Kunst“ studiert. Durch ihre Ausstellungen  in Mainz und Wiesbaden wurde ich 2006 auf ihre Installationen aufmerksam und so kam es zu dieser Zusammenarbeit. 



Meine sehr verehrten Damen und Herren,

wenn wir von Haut reden, denken wir auch irgendwann an waschen, an Schlagworte wie ph-Wert und Schutzmantel. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir zu dieser Ausstellung mit Video- und Fotoinstallationen von Cornelia Rößler zum Thema „Haut“ uns die Unterstützung der in Boppard ansässigen Firma SEBAPHARMA geholt haben. Jeder von Ihnen kennt die Produkte mit dem berühmten ph-Wert.

Dafür zu Beginn meinen herzlichen Dank.


Die Haut ist zumindest flächenmäßig unser größtes Sinnesorgan.

Besonders die jungen Menschen nutzen sie auch als Projektionsfläche und scheuen dabei weder Schmerzen noch Nebenwirkungen. In den letzten 20 Jahren fand ein deutlicher Wandel vom Seefahrer- und Knastmilieu zu einem neuen Körperkult, dem Tätowieren statt. Was schon zu Ötzi’s Zeiten als Zeichen der Sippenzugehörigkeit diente, gilt heute fast schon als modische Selbstverständlichkeit.

Besonders unangenehm wird es, wenn unsere Hautbeschaffenheit  durch Gemütseinflüsse oder Hormone verrückt spielt und durch Pickel verunstaltet wird. Dann kommen Crèmes und Wässerchen zum Einsatz, um das gestörte Selbstbewusstsein aufzupolieren.
Zart und frisch wollen wir aussehen, nicht nur im Gesicht.

So sind es denn zu guter Letzt die Streicheleinheiten, die unserer Haut besonders wohl bekommen. Dies kennen wir schon bei Babys, die ruhiger und ausgeglichener atmen und bei denen wir so ein Urvertrauen hervorrufen.

Daß wir Deutschen nun ausgerechnet als „Körperkontakt-Mangelgesellschaft“ gelten sollen, erzeugt bei mir jetzt allerdings ein wenig Gänsehaut.

Aber der Künstlerin geht es nicht nur um Wohlbefinden und Schönheit. Sie nähert sich wissenschaftlich und mit Forscherdrang dem Thema Haut, interessiert sich für diese Einzigartigkeitsmerkmale. 



Cornelia Rößler hat sich für die Installation, als künstlerische Ausdrucksform entschieden. Das bedeutet, dass es zunächst um den Einsatz von Material geht, besser noch, um die Auswahl dessen. Dann stellt sich die Frage nach der Perfektion einer Arbeit. Kauft man Material dazu oder wählt man wie bei dieser Installation aus vorhandenem Material aus und stellt damit einen direkten Bezug zum Ort her.
Die nächste Frage wäre, ob der Betrachter etwas mit der Arbeit anfangen kann, oder ob diese etwa Befremdlichkeit in jedem Fall auslösen soll.

Wie bringe ich das was ich sagen oder ausdrücken will zu dem Betrachter rüber?  - Bleibe ich auf Distanz? Spielt die Oberfläche eine Rolle?  - Will ich formal völlig reduziert dem Betrachter eine Aussage an die Hand geben, die dann womöglich auch noch zu psychischer Aufladung bis hin zu aggressiver Zerstörung führt. Sie merken, wie viele Frage es zu beantworten gibt, bevor solch eine Installation dann – wie ich meine- so gelungen wie hier gezeigt werden kann? 

Beuys forderte „ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft“ was m.E. keinesfalls bedeuten muß, dass wir den Dingen keinen Inhalt geben sollen.
Und in diesem Mitgestalten sehe ich für uns als Kunstverein einen wesentlichen Schwerpunkt. 
Und dafür machen wir auch solche Ausstellungen.

Doch möchte ich dem Kunsthistoriker und Galeristen Andreas Greulich aus Frankfurt nicht vorgreifen. Er wird uns gleich mehr und näheres zu den gezeigten Foto- und Videoprojekten erklären können.

Ich wünsche Ihnen und uns einen angenehmen Abend.

Uli Hoffelder (1. Vorsitzender)

Zurück