Der Kunstverein Junge Kunst e.V. Trier zu Gast in der Villa Belgrano in Boppard

Rede zur Ausstellung KV „Junge Kunst e.V.“ Trier

Verehrte Gäste, meine Damen und Herren,

presse1Bei unserer Gastausstellung im letzten Jahr mit dem „Förderverein Junge Kunst „ aus Bonn habe ich zur Einleitung ein kurzes Statement zum Wein am Mittelrhein abgegeben, denn das Weingut Müller aus Spay hatte Sie bestens mit Spitzenlagen vom Bopparder Hamm versorgt. Dies geschieht heute wieder so und ich wünsche Ihnen oder uns schon dazu alles Gute, ......zum Wohl!!

Die diesjährige Gastausstellung hat in gewisser Weise Parallelen, indem nämlich der Kunstverein auch den Namen „Junge Kunst“ trägt, aber aus Trier kommt und indem es wieder alte, ich meine damit langjährige Kontakte zu den Machern gibt, in diesem Falle zu Stefan Philipps.

Und ähnlich wie bei der gemeinsamen Vermarktung der Steillagen-Rieslinge am Mittelrhein, gibt es viele Einzelinitiativen bei denen Kunstvereine zusammenarbeiten. So auch hier, mit der Hoffnung zu Zeiten knapper Kassen mit Hilfe von solchen Initiativen das Kulturnetzwerk zu vergrößern.

Natürlich will ich nicht vergessen unseren großzügigen Hausherren zu danken, dem Verwaltungsrat des Stiftungsklinikums Mittelrhein und dem Vorstand der Stiftung zum hl. Geist in Boppard, welche nach wie vor uns diese herrlichen Räume kostenfrei zu Verfügung stellen.

Wir haben uns bei dieser Ausstellung für den Kunstverein Junge Kunst Trier entschieden und danach mit den Verantwortlichen zusammen, für eine kleine Zahl von 9 Künstlern, die wir Ihnen hier und heute in der Villa Belgrano als Gäste präsentieren möchten.

Wer ist der Kunstverein Junge Kunst Trier?

Der Kunstverein Trier Junge Kunst entstand aus der 1985 begründeten Produzentengalerie Kaleidoskop, entwickelte sich 1991 zum Förderverein Junge Kunst und erhielt 1995 seine jetzige Bezeichnung. 
Der Kunstverein gehörte zu den Begründern der Trierer Kunsttage, initiierte den gemeinsamen Saisonstart Trierer Galerien und Kunstvereine im Spätsommer eines jeden Jahres, führte diesen erstmals nach Luxemburg, beteiligt sich regelmäßig mit bemerkenswerten Projekten am Kultursommer Rheinland-Pfalz und tritt dabei für konstruktive Kontakte im regionalen Kontext ein.

Dem Verein gehören etwa 60 Mitglieder an. Darunter befinden sich Bildende Künstler, die durch den Kunstverein vertreten werden. Das erfolgreiche Engagement gilt vor allem noch nicht etablierten jüngeren Positionen und Ausdrucksformen. Er erhielt als einer der ersten Kunst-Orte in der Region Trier und in ganz Rheinland-Pfalz bereits 1997 das bundesweit begehrte Bananen-Signet des Bananensprayers Thomas Baumgärtel. Die Ausstellungen werden von Künstlern, Kunsthistorikern bzw. Kunstinteressenten eigenverantwortlich kuratiert oder gemeinsam erarbeitet und regelmäßig durch Katalogpublikationen begleitet. Der Kunstverein führte bereits über 100 Ausstellungen durch.

presse2Doch jetzt zu den ausstellenden Künstlern:

Werner Müller
Claudia Wenzler
Klaus Maßem
Markus Bydolek
Sebastian Böhm
Stefan Philipps
Bernd Sauerborn
Britta Deutsch
Ina Seidler-Kronwitter

...Die Deutschen erobern den Kunstmarkt... , so oder ähnlich lesen wir in den letzten Wochen vermehrt in den einschlägigen Kunstmagazinen oder auf den Feuilletonseiten der großen deutschen Tageszeitungen....
Deutsche Malerei ist begehrt wie seit langem nicht mehr - schenkt man den deutschen Medien Glauben, so scheint es, als gelte das kürzlich eingeführte Label „Young German Art“ neuerdings als zwingendes Verkaufsargument seitens der Galeristen. 
Und vielmehr noch: Auch die internationale Presse zeigt sich vom deutschen Kunstmarkt beeindruckt. Ob nun Künstler oder Galerien, beide Parteien erhalten von den sonst so lokalpatriotischen Feuilletonisten hohe Anerkennung – auch wenn die englische Presse zähneknirschend von „Kraut Art“ spricht.
 
Jedenfalls lässt sich beispielsweise auch der „Guardian“ zu der Aussage hinreißen: 
die „Young German Art“ erobere Londons Kunstszene wie „im Sturm“ 
oder... ..ein Ritterschlag für die jungen deutschen Künstler....

Zumal man den vom Trend berührten Künstlern zugute halten muss, dass sie alle einen als klar individuell erkennbaren Stil verfolgen, der nur allzu gerne ohne Rücksicht mit den Tendenzen anderer Maler vermischt wird. Ob das Werk nun aus Dresden oder Leipzig kommt, spiele dabei leider keine Rolle. 
Nach den amerikanischen Ausstellern rangierten die Deutschen bei der Armory Show in New York – mit der Art Basel wohl die wichtigste internationale Kunstmesse – zahlenmäßig auch gleich auf Platz zwei, erzielten zum Teil sechsstellige Verkaufszahlen und fanden sowohl bei der internationalen Presse, als auch bei den ausländischen Galerien wieder großen Anklang.

(...so zu lesen in der Süddeutschen Zeitung)

Doch woher stammt diese plötzliche Begeisterung des Kunstmarkts für die jungen deutschen Künstler? Kann man sie als Gegenreaktion zum Überschwang des teilweise extrem provokativen Trends der Vorjahre deuten? Was mühte man sich zuletzt ab, Deutschland als Kulturstandort wieder ganz oben zu etablieren? London und New York hießen die unerreichbaren Kunstmetropolen, bieten sich auf einmal nun Dresden, Berlin oder Leipzig an? Durchaus, denn der Erfolg beruht wohl zuletzt auf einer zwangsläufigen Entwicklung in der Kunstbetrachtung, die genug von abgeschnittenen Schaafköpfen oder der tausendsten Variation einer chiffrierten Beuys-Installation hat. Beuys, ja, der durfte das, aber das ist nun an die 30 Jahre her...

In der Tat ist es nun zwangsläufig so, dass sich auch in Hinblick auf die internationale Szene die meisten Künstler nach der Vorliebe zu überschwänglicher, gegenstandsloser Abstraktion auf die Ästhetik zurückbesinnen – nicht umsonst bekannte sich auch der neue Documenta-Chef Roger M. Buergel zur essentiellen Schönheit in der Kunst. Es werden bewusst einfache Themen aufgegriffen, die die Realität zwar eindeutig – teils hyperrealistisch – wiederspiegeln, aber immer eine gewisse Distanz bewahren. 

Retro? Durchaus, denn zu auffällig erscheint die enge Verknüpfung zwischen sozialistisch oktroyierter Realo-Kunst in den neuen Bundesländern und der „Young German Art“. Gekauft wird, was auch nur ansatzweise nach „neuer deutscher Kunst“ aussieht - bzw. „Nach-Wende-Kunst“, wie das ZDF interpretiert... 

So emanzipiert sich eben vor allem Dresden als großer Hoffnungsträger und brachte kürzlich bei der Art Basel über seine Künstler so gut wie all seine Werke an den Mann. Im Hintergrund der YGA steht dabei eben die Dresdener HBK („Hochschule für Bildenden Künste Dresden“), die ihre Absolventen geradezu zu Superstars auszubilden vermag. So spricht denn auch die „Welt“ von einem „Kunstboom“ rund um die Dresdener Schule. Realistisch, figurativ und elegant wirken die Werke, offenbaren ein Wechselspiel zwischen den gesellschaftlichen Tendenzen und der dargestellten Person. Selten driften sie – gemäß dem typisch deutschem Vorbild Biedermeier – in den Kitsch ab, und falls doch, offenbaren sie stets eine subversive Intention: Bei der Ablehnung von „Kitsch“ manifestiere sich schließlich nur das Verlorengegangensein der Gefühle,– und bei allem Überschwang könne man die Überreizung als auch gewollt ansehen (...meint der Autor eines Artikels in der Kunstzeitung „Kultur-Kanal“)

Ich hoffe, dass wir Sie hier und heute nicht überreizen, aber etwas anregen wollten wir schon, und sei es nur zu einem interessanten Gesellschaftsereignis in Boppards herrlicher alter Villa Belgrano.

Viel Vergnügen 

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