Jubiläumsausstellung im Haus Metternich

Ein Stückchen stromabwärts

Zum 15. Geburtstag befasst sich der Kunstverein Mittelrhein KM 570 mit dem Thema „Stadt – Land – Fluss“

RZ v. 11.6.2018 /  Lieselotte Sauer-Kaulbach

 

Koblenz. Schon im 19. Jahrhundert wollten die Anliegerstaaten den Rhein der Länge nach vermessen – aus wirtschaftlichen und aus Zollgründen. Eine regelmäßige Zählung der insgesamt 1032,8 Stromkilometer aber existiert erst seit dem Jahr 1939. Schwarz auf Weiß nachzuverfolgen auf großen, rechteckigen Schildern mit der jeweiligen Zahl, die alle paar Kilometer zu sehen sind. Eines davon, das mit der Nummer „570“, steht in Boppard, in der Nähe der Villa Belgrano, in der sich im Jahr 2003 der noch junge, seinen Namen just eben diesem KM 570 entleihende Kunstverein erstmals vorstellte.

15 Jahre ist das her, mittlerweile dient die alte Villa neuen Zwecken und der Kunstverein Mittelrhein, so die andere Lesart der Buchstaben KM, hat sich einen neuen Ausstellungsraum gesucht: in Ehrenbreitstein, stromabwärts, jetzt KM 592. Seine Geburtstagsausstellung aber zeigt der Verein im Künstlerhaus Metternich in der Koblenzer Altstadt – und natürlich taucht der Strom auch im Ausstellungstitel auf: „Stadt – Land – Fluss“. Nicht ums Geografiekenntnisse trainierende Spiel geht es dabei, sondern um eine mehr oder minder dicht dem Thema folgende kreative Auseinandersetzung, der sich ein gutes Dutzend Künstler stellen, rund die Hälfte der 32 Mitglieder des KM 570. Schließlich gibt es im Herbst noch einmal eine Ausstellung, dann als Heimspiel im Museum Boppard.

Dem Fluss, dem Wasser widmet sich beispielsweise die in Kruft lebende Pfälzerin Heidemarie Berberich. Sie zeigt entromantisierte Rheinromantik, zersiedelte Landschaft unter einem von Kondensstreifen durchschnittenen Himmel. Beruhigender ist da das lichtgrüne Quellgeriesel des als Bildhauer gestarteten, hier mit C-Prints vertretenen Frank Lipka; zumindest indirekt aufs Wasser Bezug nehmen die in Höhr-Grenzhausen lebende Daniela Polz mit einem tönernen, „knochigen“ Bootskörper und die Mainzerin Jutta Salomon. Sie lässt transparent verdünnte Ölfarbe in ihren Kompositionen fließen und sich zu kreisenden, blasigen Strukturen entwickeln.

Die Stadt ist Star der neonglitzernden, nächtlichen Megacitys gewidmeten Ölbilder Harald A. Küstermanns. Generell Architektonisches in den Fokus rücken die nuancenreich schattierten Kohlezeichnungen von Markus Pfaff, der in Leipzig studierte. Seine Arbeiten sind fotorealistisch wie die farblich zurückhaltenden Ölbilder der ebenfalls in Koblenz lebenden Sibylle Brennberger: Ausschnitte, Serien von Fensterfluchten, gleichsam entseelte Augen gesichtsloser Gebäude. Demgegenüber ist die historische Potemkin-Fassade in Ehrenbreitstein, (noch) stützungsbedürftig, die Sylvia Klein in einem Cyanoprint festhält, ein stadtarchitektonischer Lichtblick.

Das Land oder, genereller, Landschaftliches, Natürliches thematisieren Rita Daubländer in ihren Variationen von Baumjahresringe sowie die vom Abstrakten stärker wieder zu greifbaren landschaftlichen Andeutungen zurückfindende, der klaren Komposition trotzdem treu bleibende Anneliese Geisler. Vera Zahnhausen, geboren in Boppard, tendiert umgekehrt vom Naturalistischen zu mehr Abstraktion, zum subtilen Spiel mit der Farbe. Platanenrinde und Tusche zu sparsamen, zeichnerischen Bildkompositionen fügt die im Westerwald lebende Christina Molke, Hochsitze in scheinbar idyllischen Hunsrücklandschaften dräuen lässt die Münchnerin Ulrike von Quast.

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