KM 570 zeigt Arbeiten von Guenter A. Werner

Findige Faltenwürfe an der Wand

Wie ein Künstler mit bildhaften Objekten verblüfft: KM 570 zeigt Arbeiten von Guenter A. Werner

 Formen einfach mit Farbe auf die Leinwand oder das Papier gebracht hat Guenter A. Werner in den vergangenen zwei Jahrzehnten nie. Eher Farbe zu Form gemacht. Silikonfarbe in Blechdosen oder Glasbehälter gefüllt und diese mit Gurten zum Objekt verschnürt. Oder mit farbigen Eimern ein Bild zum Farbstillleben verwandelt. Und 2004 kippte er satte 170 Kilogramm strahlend gelber Polyurethan- und Epoxidharzfarbe für eine „Transport“ überschriebene Arbeit im Skulpturenpark des Wiesbadener Kultursommers in ein Boot. Schwere, trotzdem auf dem Wasser schwebende Kunst, wahrhaftig.

Leichter ist da schon das, was der 1950 geborene, im Frankfurter Raum lebende Guenter A. Werner im noch jungen, ambitionierten Einzelpräsentationen vorbehaltenen Ehrenbreitsteiner Kunstraum des Kunstvereins Mittelrhein KM 570 in der Hofstraße unter dem Titel „Volumen“ an die Wand bringt. Volumen haben diese Arbeiten tatsächlich, sind aber federleicht und wirken genau so. Gebilde, gefaltet aus Polyestergewebe, das teilweise auf Draht oder Plexiglas befestigt und in pastellige Farben getränkt ist. „Recherche“ nennt Weber seine bildhaften Objekte oder objekthaften Bilder, Resultat einer immer wieder erneuerten, experimentierfreudigen Suche nach dem, was im Zusammenspiel von Farbe und Form alles möglich und machbar ist. Was machbar ist: Faltengebilde, die mal elegant, fast kapriziös an der Wand entlangschwingen, die sich aber auch mal zusammenballen und dann gern zu Paaren zusammentun, die einmütig, in hellem Gelb, farbliche Harmonie demonstrieren oder auch farbig miteinander kollidieren und zugleich dialogisieren, wie die „Recherche No. 8“: Sanftes Rosa ist hier gegen lichtes Grün gesetzt, formal eng aneinandergeschmiegt. Das atmet Spontaneität, hat etwas von einem Zustand, der nur für einen Moment eingefroren ist, bevor er sich im nächsten wieder verändern, zu einer ganz anderen Form werden könnte. Ohnehin ist Veränderung in den Werner'schen Farbspielen fest einkalkuliert, denn die Wirkung dieser an der Wand zu Raum gewordenen Faltenwürfe, in der Kunstgeschichte ja nicht umsonst ein großes Thema der Malerei, ändert sich je nach Lichteinfall ganz erheblich. Was aus der Distanz heraus nahezu flächig anmuten kann, entpuppt sich bei der Annäherung als plastische, wellig bewegte Berg- und Tallandschaft, in der sich sanfte Erhebungen mit nicht weniger sanften Vertiefungen abwechseln, in denen willige Betrachterblicke durchaus sinnlich regelrecht eintauchen.

RZ Kultur-Regional am 2.9.2017 : Lieselotte Sauer-Kaulbach

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