Kunst setzt Krankheit und Genesung ins Bild

Rz vom 13.08.2008 „Aus der Region“  (emi)

Verein Mittelrhein zeigt noch bis zum 24. August Ansichten der Villa und früheren Kurklinik Belgrano in Boppard

Boppard:  Zu seinem fünften Geburtstag präsentiert der Kunstverein Mittelrhein "KM 570" sehr unterschiedliche Arbeiten von elf Künstlern in der Villa Belgrano in Boppard. Das Thema der Ausstellung, die vom Vorsitzenden des Kunstvereins, Uli Hoffelder, und der Kunsthistorikerin Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach eröffnet wurde, ist die ehrwürdige Villa selbst – ihre Geschichte von der Sommerresidenz der Fabrikantenfamilie Mallmann Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Aus der renommierten Kurklinik 1996.

 Ute Bernhard, Petra Heiden, Angelina Konrad, Ute Krautkremer, Cornelia Kurtz, Ursula Mittelbach, Detlev Norgel, Helga Persel, Usch Quednau, Alice Stäglich und Eva Vettel nutzten Historie und Verfall des einstigen Herrenhauses als Inspirationsquelle für ihre Fotoarbeiten, Plastike, Installationen und Gemälde. „Es entstehen imaginative Bildwelten und imaginäre Räume in denen Fiktion und Realität aufeinanderprallen, fasst Hoffelder das kreative Ergebnis zusammen.

Sauer-Kaulbach begann ihre Rede mit einem Auszug aus Thomas Mann’s Roman „Der Zauberberg“, der die Geschichte des tuberkulosekranken Hans Castorp erzählt. Anhand der Schilderungen von Castorps Erfahrungen in einem Sanatorium zog Sauer-Kaulbach Parallelen zu Vergangenheit und Gegenwart der Villa Belgrano. So wie im „Zauberberg“ Krankheit und Tod allgegenwärtig sind, so leide auch die Bopparder Villa, in die Jahre gekommenes architektonisches Schmuckstück in der Rheinallee an „Krankheit“ und Verfall. Der Glanz von einst ist morbidem Charme gewichen – nur bei genauem Hinsehen, zum Beispiel an die kunstvoll verzierte Decke des sogenannten Kapellchens, entdeckt man noch heute Spuren der herrschaftlichen Zeiten um die Jahrhundertwende.
Abschiedsstimmung, Tristesse, aber auch Aufbruch dokumentiert etwa Eva Vettel ( Bendorf-Sayn) mit ihren Fotoarbeiten: Bei ihrer Motivsuche in der Villa fotografierte sie kaputte Fenster, unordentliche Betten und verschimmelte Decken. Genesung, Ruhe und Entspannung drücken Sauer-Kaulbach zufolge die Fensterbilder von Cornelia Kurtz aus. Vielleicht sind die  Gedanken der Künstlerin aus Udenhausen wegweisend, und es findet sich noch ein Käufer für die Villa. Der Kunstverein würde sie allerdings nur ungern als Ausstellungsort aufgeben.

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