Wo Kunst im Bunker leuchtet: Kunstverein Mittelrhein KM 570 lädt zur „Jubiläumsausstellung II“ ein

Den Weg zur „Jubiläumsausstellung II“ des Kunstvereins Mittelrhein KM 570 muss man sich ein wenig erobern:

Nahe bei Montabaur, noch näher beim Stadtteil Horressen und mitten im Wald liegt das „Kunst-, Kultur- und Naturerlebniszentrum im Westerwald“ mit dem Namen b-05.

Kunstfreunde wissen Bescheid.

Nach der Wiederbelebung des ehemaligen Nato-Munitionslagers als Kunstort 2005 waren dort namhafte Künstler von Werner Herzog bis Ai Weiwei präsent – nach dem Rückzug des Hauptsponsors war das mit großem privatem Engagement geförderte Kunst-Konversionsprojekt wieder in den Dornröschenschlaf versunken, aus dem es 2017 erweckt wurde. Und: Das Wiederentdecken lohnt sich.

Weihevolle Atmosphäre für zielgerichtetes Publikum

Von den ersten „Durchfahrt verboten“-Schildern an der Waldeinfahrt sollte man sich nicht abschrecken lassen, sondern eher den Hinweisen vertrauen, die den b-05-Besuchern freie Fahrt zusichern: Es sind noch knapp zwei Kilometer durchs üppige Grün, unterwegs auf einem Weg, der von der Breite her auch als Landstraße durchgehen würde. Nähert man sich den Ausstellungsbunkern schließlich auf den letzten Metern zu Fuß, scheint es, als hätte sich eine grüne Urkraft ein „Tal der Könige“ zurückerobert: Die kleinen und großen Bunker sind von jungen Bäumen überwuchert, mehr denn je wirken die Betoneingänge wie prächtige Portale alter Königsgräber. Und ein bisschen weihevolle Atmosphäre hat das durchaus – schon, weil man „hier wirklich wegen der Kunst herkommt“, wie es Uli Hoffelder beschreibt.

Wir treffen den umtriebigen Ersten und Gründungsvorsitzenden des Kunstvereins Mittelrhein KM 570 beim Aufbau der Schau, die in 4 kleinen und 3 großen Bunkern Werke von 26 Vereinsmitgliedern und vier Gästen versammelt. Angefangen hatte alles in Boppard (bei Rheinkilometer 570, daher der Vereinsname), seit 2016 ist der Verein fest in seinem KUNSTRAUM im Koblenzer Stadtteil Ehrenbreitstein verortet.

Den ersten Teil der „Jubiläumsausstellung“ zum 20-jährigen Bestehen hat der Verein schon glücklich hinter sich gebracht, wie Hoffelder erzählt: Die Vernissage in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung war bestens besucht, nun also: b-05, wo zwar jede Menge Jogger am Gelände vorbeilaufen, für die Ausstellung aber nur mit wirklich zielgerichtetem Publikum und nicht mit Laufkundschaft zu rechnen ist.

Figürlicher Realismus bis Abstraktion

Die Bunker sorgen nicht nur für angenehm kühle Luft in der Sommerhitze – sondern haben auch genug Platz, um den Werkgruppen der zahlreichen Ausstellenden Luft zum Atmen im übertragenen Sinne zu bieten. Rund 100 Mitglieder verzeichnet der Kunstverein, davon sind rund 35 als Kunstschaffende aktiv. Ein Großteil von ihnen ist bei dieser Schau dabei.

So bietet der Rundgang durch die großen Bunker viel Abwechslung in den drei großen weißen Hallen. Von figürlichem Realismus etwa von Susanna Storch, die sich in aktuellen Arbeiten auch der Fluchtthematik widmet, oder auch von Nathaliy Schenkmann, die zwei eindrucksvolle Akte in eine fantastische Szenerie verschränkt, bis zur Abstraktion ist Malerei in den großen Bunkern dominant vertreten. Daneben laden die kleinen Bunker zu Inszenierungen geradezu ein – und das wird in dieser Ausstellung gut ausgenutzt: Als Gast zeigt Franziskus Wendels zwei Arbeiten, die nur durch den Wechsel von Licht zu absoluter Dunkelheit zum Leben erwachen. Einmal „Clean up“ – auf der Stirnwand des Bunkers stehen scheinbar achtlos zusammengestellte Fundstücke, Lattenroste, ein alter Koffer. Unterbricht aber die Zeitschaltuhr das Licht – und haben sich die Augen erst einmal an die totale Dunkelheit gewöhnt –, so schälen sich aus dem Hintergrund aus Leuchtfarben geschaffene Lichter der Großstadt heraus, die durch den Lattenrost wie durch Lamellen betrachtet wirken. Ein großartiger, unerwarteter Effekt, der an der linken Bunkerseite mit „Montabaur“ mit anderen Mitteln grandios variiert wird. Der Siebdruck zeigt einmal Schwarz auf Weiß den Bahnhof – nach Eintritt der Dunkelheit erglimmt in Leuchtfarbe die (auf dem Papier zuvor unsichtbare) Schlossanlage wie von Geisterhand illuminiert.

Verschiedene Bunker bieten abwechselnde Themen

Ein zweiter kleiner Bunker gibt Raum für eine Installation von Ute Krautkremer, die ebenfalls mit Fundstücken arbeitet – aber auf ganz andere, ebenfalls bezaubernde Art. Was sie an Seilen und Tauen aus dem Rhein entnommen hat, mit farbigen Papieren hinterlegt und wie in Schaukästen beleuchtet, lässt im Bunker mitten im Wald Flusslandschaften auf kleinstem Raum entstehen – eine zusätzliche Klanginstallation mit Flussgeräuschen macht die Illusion perfekt.

Und ein ganz persönliches Projekt einer Spurensuche ist im dritten kleinen Bunker zu erleben: Kleine weiße Kästen der Installation „White Boxes – in memoriam“ von Petra Heiden enthalten Erinnerungsstücke aus dem Nachlass ihres Vaters, die als dermaßen fixierte Erinnerungsfetzen dessen Sammelleidenschaft in winzig kleinen Auszügen dokumentieren und so eine Hommage in Schlaglichtern liefern.

Der Wald bei Montabaur ist noch bis zum 10. September Gastgeber für diese Ausstellung, bevor der KM 570 beim traditionellen „Finale“ in Koblenz und Umgebung sein Festjahr beschließt.

Beginn dafür ist mit dem 3. Dezember der erste Advent.

 

In den Bunkern im Wald bei Montabaur sind Werke von 26 Mitgliedern des Kunstvereins KM 570 und vier Gästen ausgestellt:

Luke Baron ,Heidemarie Berberich, Sibylle Brennberger Georg Brunner, Liane Deffert, Christa Feuerberg, Verena Friedrich, Anna Geisler, Petra Heiden, Anna Herrgott, Sylvia Klein, Ute Krautkremer, Harald Küstermann, Stefanie Lenartz, Frank Lipka, Helga Persel, beate maria wörz, Willes Meinhardt, Stefan Philipps, Mario Reis , Jutta Salomon, Nathaliy Schenkmann, Susanna Storch, Clemens Strugallla, Birgit Weindl, Franziskus Wendels, Guenter A. Werner, Vera Zahnhausen

Die Ausstellung ist bis zum 10. September zu sehen, die Öffnungszeiten sind samstags von 14 - 18 Uhr und sonntags von 10/14 - 18 Uhr.  

Rhein-Zeitung KULTUR , Claus Ambrosius 17. 7. 2023

nnbbMontabaur, 17. Juli 2023, 19:40 Uhr
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Den Weg zur „Jubiläumsausstellung II“ des Kunstvereins Mittelrhein KM 570 muss man sich ein wenig erobern: Nahe bei Montabaur, noch näher beim Stadtteil Horressen und mitten im Wald liegt das „Kunst-, Kultur- und Naturerlebniszentrum im Westerwald“ mit dem Namen b-05. Kunstfreunde wissen Bescheid.

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Montabaur, 17. Juli 2023, 19:40 Uhr
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nnnmmmmmmmmMontabaur, 17. Juli 2023, 19:40 Uhr
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