Villa Belgrano

Villa Belgrano (Auszüge aus „Rund um Boppard“, Nr. 79, 12/2005; Text: J. Johann)

Um 1880 beauftragte Franz Mallmann aus Argentinien seinen 1877 aus Berlin nach Boppard übergesiedelten Schwager, den Architekten August Heins, für ihn in Boppard eine angemessene Villa zu bauen.
Dieser hatte bereits mit der „Villa Thonet“ sein Gesellenstück glänzend gemeistert und mit weiteren Prachtbauten wie dem Bau der neugotischen „Königsvilla“ oder auch der Umgestaltung der im oberitalienischen Renaissancestil geprägten „Weißen Villa“ sein Können unter Beweis gestellt.
Als größte Herausforderung gilt heute sicherlich der Bau der „Villa Belgrano“, einer zweigeschossigen Villa in den Formen späthistorischer Neorenaissance aus gelbem Ziegelblender und rotem Sandstein.
Dem in seiner südamerikanischen Wahlheimat erfolgreichen Geschäftsmann schwebte eine Nutzung als Sommervilla für seine Frau vor, der das argentinische Klima zu dieser Jahreszeit nicht sonderlich zuträglich war.

Ende der 1880 er Jahre erwarb Mallmann nach und nach zunächst einen rund 
2800 qm großen Weinberg an der Leiergasse, anschließend einen Teilbereich der einstigen Hintergasse, zwei kleinere Winzerhäuser und die sog. „Villa Somborn“.
Am 5. November 1889 stimmten die Bopparder Stadtverordneten ohne Einspruch den Bauabsichten Mallmanns nebst Anlage eines großflächigen Parks zu.
Ihre Namensfindung verdankt die Villa, dass die Familie in einem Vorort von Buenos Aires, Belgrano, wohnte, der nach dem Helden der argentinischen Freiheitskriege Manuel Belgrano benannt worden war.
Wenige Sommer nur verbrachte die Familie in der prachtvollen Villa. Die Überfahrt per Schiff dauerte zu einfach lange. Damit die Kinder nicht auf ihre gewohnte Nahrung verzichten mussten, reiste auch eine Kuh mit, die ebenfalls den Sommer in Boppard verlebte.
!899/1900 wurde das gesamte Areal einschließlich Mobiliar für 144.000.- Mark an einen Herrn Weltmann versteigert. Von nun an hatte die Villa eine wechselvolle Geschichte, wobei sie zuletzt als Kur- und Kneippanstalt eine Nutzung erfuhr.

Im Jahr 2001 erwarb die Stiftung Hospital zum heiligen Geist das Areal für 3,2 Millionen Euro. Von 2004 bis 2009 stand die untere Etage des Gebäudes dem Kunstverein Mittelrhein e.V. (KM 570) für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Installationen zur Verfügung. Der Gemeinde- und Städtebund RLP erwarb 2009 nur die Villa ohne das umliegende Areal und ließ das Gebäude bis Februar 2011 sanieren, um es danach als Seminargebäude nutzen zu können. Finanziert wurde die Sanierung und der Umbau aus dem Konjunkturprogramm aus dem Jahr 2009

www.akademie-rlp.de/stat/dokumente/Anfahrt_Villa_Belgrano_Boppard.pdf