Presse

Vernissage im Kunstraum

RZ:  Ehrenbreitstein.

Die Künstlerin Anna Herrgott zeigt unter dem Titel „Reflect“ Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Konzept, Objekt und Installation.

Der Kunstverein Mittelrhein lädt zu dieser Ausstellung in den Kunstraum nach Ehrenbreitstein ein.

Zur Eöffnung am Freitag, 7. August, 19 Uhr, gibt Prof. Jens Gussek von der IKKG Höhr-Grenzhausen eine Einführung in das Werk Anna Herrgotts.

Die Ausstellung ist bis zum 13. September zu sehen. 

RZ-Koblenz / Kultur lokal

„Wenn jemand bei uns nur Mitglied wird, weil er eine Ausstellungsmöglichkeit sucht, dann ist er fehl am Platz.“ Klare Worte sind es, die Detlev Norgel, seit langem Mitglied des Kunstvereins Mittelrhein -KM570- da findet. Aufgabe einer Organisation wie dieser, meint er, dürfe es schließlich nicht sein, eigene Werke von Mitgliedern zu zeigen.

Ausnahmen bestätigen die Regel, dann beispielsweise, wenn der Verein wie jetzt im Haus Metternich neue Mitglieder vorstellt. Kunstneulinge sind diese nicht, die meisten haben die 50 überschritten – wie die aus St. Petersburg stammende Nataliy Schenkmann, die immer wieder Koblenzer Szenen und Ansichten als Motive wählt.

In der aktuellen Schau ist eine trotz der pastelligen Farben ungewohnt nüchterne Kreuzungssituation an der Kardinal-Krementz-Straße zu sehen – Realität, in die sich eine dunkelrote Farbfläche wie ein Fremdkörper einschiebt. Das weckt Irritationen, wie eine mit „InCityConnected“ überschriebene Serie von C-Prints des gleichfalls in Koblenz lebenden Fotografen Markus Ackermann. Diese fokussiert eine Person, die mit ihrem Smartphone hantiert und bewusst unscharf aufgenommen ist, während ihre Position per eingeblendeter GPS-Position exakt bestimmt werden kann. Isolation durch Kommunikation? Der Gedanke drängt sich unwillkürlich auf.

Im südfranzösischen Béziers fotografierte wiederum Frank Lipka, Kunsterzieher wie Ackermann, mit seiner Analogkamera. Entstanden sind dabei Schwarz-Weiß-Aufnahmen malerischer Holzfassaden alter Läden. Nostalgie gemischt mit Niedergang, denn hinter diesen Fassaden werden längst keine Geschäfte mehr gemacht.

Kritisches könnte man auch aus den mit Tintenstift, Feder und Acryltinte geschaffenen Zeichnungen Johannes Steiners herauslesen, aus seinen von Sauriern, Drachen und anderem Getier bevölkerten fantastischen Szenerien. Es sind Wimmelbilder mit Verweisen auf Naturzerstörung und Artensterben. Verwandt in ihrer Akribie sind ihnen die Natur- und Architekturlandschaften gewidmeten virtuosen Lithografien von Markus Pfaff.

Die seit drei Jahren in Rheinland-Pfalz lebende Münchnerin Ulrike von Quast nutzt derweil ungewöhnliche grafische Techniken, etwa dann, wenn sie Kohlezeichnungen mit skripturalen Transferlithografien auf Transparentpapier kombiniert. Die Transparenz ist es auch, die die Künstlerin am Wachs reizt, das sie für ihre Objekte nutzt. Dabei handelt es sich um Köpfe und organische Stelen, die hier teils mit dunklem Walzblei kontrastiert werden.

Es sind solche Materialgegensätze, mit denen auch der gelernte Hunsrücker Steinmetz und Steinbildhauer Dietmar Bürger arbeitet, wenn er formal schmeichelnde Holzskulpturen auf aufwendige Unterkonstruktionen aus Metall setzt. Und auch die gebürtige Schwarzwälderin Liane Deffert nutzt bevorzugt Kontraste in ihren Objekten, die Kühles und Warmes, Ton und Textil, formale Strenge und Lust am Spiel vereinen. Einzige weitgehend nicht gegenständlich oder figürlich Arbeitende im Reigen der Neuen ist die in Niederwerth lebende Gudrun Pearson-Klöckner, obgleich die Natur unverkennbar Inspirationsquelle ihrer mal stärker malerisch, mal eher zeichnerisch ausgeprägten, rhythmisch tan‐ zenden Acrylbilder ist.

Rhein-Zeitung Koblenz & Region Mittwoch, 14. August 2019 / Autor Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach 

 

 

Koblenz. Zwei Wochen im Sommer des vergangenen Jahres verbrachte das Künstlerpaar Helge Hommes und Saxana im Hambacher Forst. Sie lebten – und malten – in ständiger Anspannung, denn die gegen die Rodung des Waldes protestierenden Demonstranten rechneten jeden Tag mit der gewaltsamen Räumung durch die Einsatzkräfte der Polizei. Einen Teil der in dieser Zeit entstandenen Bilder stellen die beiden Künstler nun in den Räumlichkeiten des Kunstvereins Mittelrhein KM 570 in Ehrenbreitstein aus.

Dabei sind die mit Dispersions- und Acrylfarben gemalten großformatigen Bilder des in Leipzig lebenden Künstlerpaars ästhetisch durchaus ansprechend, doch gleichzeitig bergen sie auch politischen Zündstoff. Zentrales Motiv ist der Hambacher Forst, die Bäume, in deren Wipfeln die Demonstranten ihre Baumhäuser bauten. Auf den Bildern finden sich zudem Verweise auf die kritische Situation im August und September 2018: Gezeigt werden unter anderem gewappnete Polizisten, die jeden Moment losschlagen zu wollen scheinen.

Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach

RZ Koblenz und Region vom Dienstag, 11. Juni 2019

Koblenz. Der Kunstverein Mittelrhein KM 570 lädt für Freitag, 5. April, um 19 Uhr zur Eröffnung der Ausstellung „Sichtweisen – Nachdenken über Farbe, Licht und Raum“ von Willes Meinhardt ein. Der Künstler wird selbst anwesend sein. Zu sehen ist die Schau im Kunstraum, Hofstraße 268, in Ehrenbreitstein bis zum 19. Mai, jeweils  Mittwoch und Samstag, von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung.

RZ vom 1. April 2019

 

Koblenz. Naturaquarelle nennt der Künstler Mario Reis seine Bilder: Sie entstehen in Flüssen und Bächen. Reis hängt Baumwolltücher ins Wasser, sodass sich Sedimente darauf ablagern können. Die Verweildauer des Tuchs, die Strömung und einige Faktoren mehr definieren das Tuch, der Fluss wird quasi zum Aquarellisten – und Mario Reis schöpft seine Werke. Im Kunstraum in Ehrenbreitstein, dem Ausstellungsraum des Kunstvereins Mittelrhein KM 570, sind in der Ausstellung „In Flux“ derzeit einige dieser Werke zu sehen. Der Künstler bezeichnet sie als Selbstporträts der Flüsse.

Mario Reis studierte von 1973 bis 1979 an der Kunstakademie Düsseldorf, er war Meisterschüler von Günther Uecker. Reis' erstes Naturaquarell entstand 1977 in Paris, wo der Künstler einen mit einem Baumwolltuch bespannten Rahmen in einen Fluss hängte. Seither arbeitete er an Gewässern in aller Welt. Seit einigen Jahren konzentriert sich Reis, der in Michelbach im Hunsrück lebt, auf die Gewässer in der Eifel und Umgebung.

Im Entstehungsprozess der Naturaquarelle ist besonders der Moment kritisch, in dem Reis das Tuch aus dem Wasser holt. Ihm ist wichtig, dass das Tuch unverändert bleibt, schließlich hat sich der Fluss darauf porträtiert. „Der Sinn der Sache geht verloren, wenn ich das Ergebnis manipuliere“, erklärt der Künstler. Er bezeichnet seine Methode als einen Weg, um die Landschaftsmalerei zu erweitern, um die Natur aus einer anderen Perspektive darzustellen.

Zudem ist eine zweite Werkreihe im Kunstraum in Ehrenbreitstein zu sehen: Für diese lässt der Künstler explodierende Knallfrösche malen.

Die Ausstellung läuft bis zum 4. November (Kunsttage Ehrenbreitstein). Sie ist mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr im Kunstraum, Hofstraße 268, zu sehen.

RZ vom 11. Oktober 2018,

 

Boppard. Seit 15 Jahren besteht der Kunstverein Mittelrhein „km 570“. Grund genug, im Museum der Stadt Boppard in der Kurfürstlichen Burg, im Bereich des Rheinkilometers 570 gelegen, auszustellen. Sechs ausgewählte Gäste und sechs Mitglieder des Kunstvereins zeigen zum Thema „Stadt-Land-Fluss“ bis Sonntag, 28. Oktober, ihre Arbeiten.

Von Malerei über Fotografie, Wand- und Raumobjekten bis zur Videoinstallation soll die Qualität und Vielfalt zeitgenössischer Kunst in Rheinland-Pfalz sichtbar gemacht und neben bereits etablierten, auch ganz aktuelle, junge Positionen in einer spannenden Gegenüberstellung gezeigt werden.

Der Kunstverein km 570, der seit 2016 in Koblenz-Ehrenbreitstein seinen künstlerischen Sitz mit eigenem Kunstraum hat, möchte an seinem Gründungsort, der Stadt Boppard, im aufwendig renovierten und wiedereröffneten Museum Boppard in der Kurfürstlichen Burg seinen 100 Mitgliedern und Gästen eine beeindruckende Ausstellung bieten.

Uli Hoffelder leitet als Vorsitzender seit 15 Jahren die Geschicke des Kunstvereins, der 2003 in der verlassenen Villa Belgrano in Boppard startete. „Durch die Kunst den Blick so zu verschieben, dass das vermeintlich Selbstverständliche ins Auge sticht. In jeder Ausstellung werden Künstler aufeinander treffen, die, weil sie völlig verschieden arbeiten, auch unterschiedliche Besucher ansprechen und ebenso unterschiedliche Reaktionen hervorrufen sollen. Nennen wir es einmal Augenlust, die in den nächsten Wochen im Bopparder Museum zu erleben ist“, sagt Uli Hoffelder.

Für Hoffelder ist Kunst Alltag. Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt er sich mit jungen Künstlern und deren Kunst, seit 25 Jahren ist er mit einer Künstlerin verheiratet. Uli Hoffelder, von Beruf aus eigentlich als ehemaliger Flugingenieur in einer Regierungsmaschine eher der Technik und Fliegerei zugewandt, hat viel Talent bewiesen, Menschen für Kunst zu interessieren. Die kuratorische Leitung hat Uli Hoffelder, der als Vorsitzender seit der Gründung vor 15 Jahren die Geschicke des Vereins leitet. Ausstellende Künstler sind Markus Ackermann, Laura Bruce, Martin Dicke, Yvette Kießling, Ute Krautkremer, Detlev Norgel, Helga Persel, Walerija Peters, Corinna Rosteck, Jan Schröder, Susanna Storch, und Franziskus Wendels.

Die Ausstellung ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr in der Kurfürstlichen Burg in Boppard geöffnet. 

RZ Frühausgabe vom Dienstag, 16. Oktober 2018 / Suzanne Breitbach
 

Boppard. Unter dem Titel „Stadt-Land-Fluss“ feiert der Kunstverein Mittelrhein (KM570) seinen 15. Geburtstag mit einer Ausstellung im Museum Boppard.

Ausgewählte Werke werden vom 22. September bis 28. Oktober während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen sein.

Seit der Gründung 2003 steht Uli Hoffelder dem Verein vor. Hoffelder stellt „die Kunst“ nicht gleich auf ein Podest, das sie dann künstlich überhöht. Vielleicht auch, weil er sich seit mehr als 30 Jahren mit jungen Künstlern und deren Kunst beschäftigt und seit 25 Jahren mit einer Künstlerin verheiratet ist. Kunst ist für ihn Alltag und im Kunstverein kommt ihm auch noch zugute, dass man nicht als Bildungsbürger pflichtschuldig hingeht, sondern als Interessierter, der in lockerer Atmosphäre immer wieder auf Neues stößt.

Locker bleiben, ohne vom Eigentlichen, der Kunst, abzulenken – so schildert Hoffelder das Wirken von KM570: „Im Kunstverein Mittelrhein müssen oder können natürlich nur kleine Brötchen gebacken werden. Wir haben keinen Mäzen und keinen Groß-Sponsor, alles muss solide erarbeitet werden, ehrenamtlich natürlich und immer wieder neu“, erläutert der Vorsitzende.

Der Name KM570 konstituiert sich sowohl aus dem Bopparder (Rhein)-Kilometer 570, als auch aus der Kurzform des Kunstvereins Mittelrhein. Neben Boppard, wo der Verein bis 2009 in der Neo-Renaissance-Villa Belgrano seinen Sitz hatte, stehen Gebäude in Spay (Alte Kirche), Boppard (Kreuzgang, Kloster Sabelsberg), Ehrenbreitstein (Kapuzinerkloster, Ravelin und Felsentunnel der Festung) und Koblenz (Haus Metternich, evangelische Kirche Pfaffendorf, Räume der Galerie Steinacker) als Ausstellungsorte zur Verfügung.

Die Aktivitäten des Kunstvereins beschränken sich aber nicht nur auf Ausstellungen der eigenen Mitglieder, vielmehr ist er bemüht, ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm zu erstellen und interessante Positionen zeitgenössischer Kunst aus der Region und darüber hinaus zu präsentieren.

Hoffelder betont, dass man immer von Neuem an einem Konzept arbeitet, das die einzelne Ausstellung in den Rahmen einer Ausstellungsreihe einbettet, mit einem Thema oder Motto überschrieben ist und sich im gewählten jeweiligen Spannungsfeld bewegt. Eben dies tut auch das besagte Geburtstagsmotto „Stadt-Land-Fluss“.

Die ausstellenden Künstler haben sich zum Ziel gesetzt, durch ihre Kunst den Blick des Betrachters so zu verschieben, dass das vermeintlich Selbstverständliche ins Auge sticht.

RZ Frühausgabe vom Samstag, 22. September 2018

Ein Stückchen stromabwärts

Zum 15. Geburtstag befasst sich der Kunstverein Mittelrhein KM 570 mit dem Thema „Stadt – Land – Fluss“

RZ v. 11.6.2018 /  Lieselotte Sauer-Kaulbach

 

Koblenz. Schon im 19. Jahrhundert wollten die Anliegerstaaten den Rhein der Länge nach vermessen – aus wirtschaftlichen und aus Zollgründen. Eine regelmäßige Zählung der insgesamt 1032,8 Stromkilometer aber existiert erst seit dem Jahr 1939. Schwarz auf Weiß nachzuverfolgen auf großen, rechteckigen Schildern mit der jeweiligen Zahl, die alle paar Kilometer zu sehen sind. Eines davon, das mit der Nummer „570“, steht in Boppard, in der Nähe der Villa Belgrano, in der sich im Jahr 2003 der noch junge, seinen Namen just eben diesem KM 570 entleihende Kunstverein erstmals vorstellte.

15 Jahre ist das her, mittlerweile dient die alte Villa neuen Zwecken und der Kunstverein Mittelrhein, so die andere Lesart der Buchstaben KM, hat sich einen neuen Ausstellungsraum gesucht: in Ehrenbreitstein, stromabwärts, jetzt KM 592. Seine Geburtstagsausstellung aber zeigt der Verein im Künstlerhaus Metternich in der Koblenzer Altstadt – und natürlich taucht der Strom auch im Ausstellungstitel auf: „Stadt – Land – Fluss“. Nicht ums Geografiekenntnisse trainierende Spiel geht es dabei, sondern um eine mehr oder minder dicht dem Thema folgende kreative Auseinandersetzung, der sich ein gutes Dutzend Künstler stellen, rund die Hälfte der 32 Mitglieder des KM 570. Schließlich gibt es im Herbst noch einmal eine Ausstellung, dann als Heimspiel im Museum Boppard.

Dem Fluss, dem Wasser widmet sich beispielsweise die in Kruft lebende Pfälzerin Heidemarie Berberich. Sie zeigt entromantisierte Rheinromantik, zersiedelte Landschaft unter einem von Kondensstreifen durchschnittenen Himmel. Beruhigender ist da das lichtgrüne Quellgeriesel des als Bildhauer gestarteten, hier mit C-Prints vertretenen Frank Lipka; zumindest indirekt aufs Wasser Bezug nehmen die in Höhr-Grenzhausen lebende Daniela Polz mit einem tönernen, „knochigen“ Bootskörper und die Mainzerin Jutta Salomon. Sie lässt transparent verdünnte Ölfarbe in ihren Kompositionen fließen und sich zu kreisenden, blasigen Strukturen entwickeln.

Die Stadt ist Star der neonglitzernden, nächtlichen Megacitys gewidmeten Ölbilder Harald A. Küstermanns. Generell Architektonisches in den Fokus rücken die nuancenreich schattierten Kohlezeichnungen von Markus Pfaff, der in Leipzig studierte. Seine Arbeiten sind fotorealistisch wie die farblich zurückhaltenden Ölbilder der ebenfalls in Koblenz lebenden Sibylle Brennberger: Ausschnitte, Serien von Fensterfluchten, gleichsam entseelte Augen gesichtsloser Gebäude. Demgegenüber ist die historische Potemkin-Fassade in Ehrenbreitstein, (noch) stützungsbedürftig, die Sylvia Klein in einem Cyanoprint festhält, ein stadtarchitektonischer Lichtblick.

Das Land oder, genereller, Landschaftliches, Natürliches thematisieren Rita Daubländer in ihren Variationen von Baumjahresringe sowie die vom Abstrakten stärker wieder zu greifbaren landschaftlichen Andeutungen zurückfindende, der klaren Komposition trotzdem treu bleibende Anneliese Geisler. Vera Zahnhausen, geboren in Boppard, tendiert umgekehrt vom Naturalistischen zu mehr Abstraktion, zum subtilen Spiel mit der Farbe. Platanenrinde und Tusche zu sparsamen, zeichnerischen Bildkompositionen fügt die im Westerwald lebende Christina Molke, Hochsitze in scheinbar idyllischen Hunsrücklandschaften dräuen lässt die Münchnerin Ulrike von Quast.

 

Ausstellung Terrakotten und Bronzen von Eberhard Szejstecki im Kunstraum in Ehrenbreitstein

– Exponate bis zum 27. Mai zu sehen

Koblenz. Ein großes Denkmal dort, weithin sichtbar platziert auf dem Deutschen Eck, der Kaiser auf seinem vielfarbigen Bronzepferd. Und viele kleine Denkmäler hier, im Kunstraum des KM 570, des Kunstvereins Mittelrhein, in Ehrenbreitstein. Patriotisch geschürte Ehrfurcht sollen Letztere ganz sicher nicht gebieten, garantiert nicht. Kleine, knubbelige Figuren sind es, allerlei Menschlein und Tierchen aus Terrakotta- oder Bronzeguss, Form gewordener Witz oder auch Melancholie, die plastische Gestalt angenommen hat.

Schöpfer dieser Figuren, die mal auf kleinen, mal auf wuchtigen Sockeln oder in die Höhe gereckten, zerbrechlichen Stelen ihren Platz finden, ist Eberhard Szejstecki, 1958 in Gelsenkirchen geboren. Erst studierte er Grafikdesign in Münster, dann Bildhauerei in Bremen als Meisterschüler Waldemar Ottos, dessen Einfluss immer noch unverkennbar ist. Wie Otto gilt auch Szejsteckis ganzes Interesse der Figur, vielleicht, weil er überzeugt ist, wie es Arie Hartog in einem Katalog des Künstlers formuliert, dass die reine Form, beispielsweise das Dreieck, irgendwann uninteressant werde, eine dem Dreieck formal zweifelsohne verwandte Nase aber nicht.

Und so haben sie denn, bei aller körperlichen Rundlichkeit, tatsächlich alle vergleichsweise spitze, „dreieckige“ Nasen, der bronzene Entdecker, der hier zumindest durchs Schaufenster in die Weite schaut, sein Kollege, der „Schämer“, mittlerweile fast so etwas wie ein Markenzeichen Szejsteckis, der seinem betrachtenden Gegenüber den Rücken und sein Gesicht der Wand zukehrt – genau wie der „Wandinspektor“. Oder wie der Stierkämpfer, der in einer „Toreroschule“ betitelten Terrakotta-Plastik seinem recht wenig furchteinflößenden Gegner, dem gleichfalls rundlichen, gedrungenen Stier mit seinem dünnen Schwänzchen, etwas ratlos gegenüberzustehen scheint. Wer hier von wem lernt, ist wirklich nicht so ganz klar.

Viele der Plastiken wirken so, als seien sie Figurinen für den Schauspielunterricht, Musterbeispiele, welche Gesten, welche Haltungen am besten bestimmte Gefühle ausdrücken. Gefühle, die sich vor allem auch bei der Begegnung respektive Beschäftigung mit dem eigenen Ich einstellen, etwa in der „Als ich mich traf“ betitelten Plastik, in der sich wie bei allen in der Gipsform abgegossenen Terrakotten zum bildhauerischen Spiel mit der Form das malerische mit der Farbe gesellt. Das Thema des Doppelgängers, des Spiegelbilds, des Schattens kehrt nicht umsonst häufig in den Werken Szejsteckis wieder und, versteckt dahinter, die grotesk überspitzte Entlarvung von Größenwahn und Überheblichkeit auf der einen, die Enttarnung von Einsamkeit, von tatsächlicher Winzigkeit des Menschen auf der anderen Seite – von der Enthüllung von eitler Selbsttäuschung wie beim in der Luft schwebenden „Besten Freund“ ganz zu schweigen.

RZ v. 23.4.2018 / Lieselotte Sauer-Kaulbach

 

Koblenz. Der Kunstverein Mittelrhein KM 570 stellt in seiner neuen Ausstellung Arbeiten des Künstlers Kanta Kimura aus. Die Schau „Flat Wave“ wird am Freitag, 2. März, um 19 Uhr im Kunstraum, Hofstraße 268, in Ehrenbreitstein eröffnet. Kimura ist ein abstrakter Maler, der „sich ganz der Komplexität der Ölfarbe hingibt“, heißt es in einer Ankündigung. Kimura, Jahrgang 1982, stammt aus Koblenz, er ist der Sohn des Geigenbauers Gen Kimura. Er studierte unter anderem an der Universität der Künste in Berlin, dort lebt und arbeitet er. Die Ausstellung ist bis zum 8. April zu sehen.

RZ v. 1.3.2018 (Frühausgabe)