Presse
KM 570 zeigt Arbeiten von Guenter A. Werner
Findige Faltenwürfe an der Wand
Wie ein Künstler mit bildhaften Objekten verblüfft: KM 570 zeigt Arbeiten von Guenter A. Werner
Formen einfach mit Farbe auf die Leinwand oder das Papier gebracht hat Guenter A. Werner in den vergangenen zwei Jahrzehnten nie. Eher Farbe zu Form gemacht. Silikonfarbe in Blechdosen oder Glasbehälter gefüllt und diese mit Gurten zum Objekt verschnürt. Oder mit farbigen Eimern ein Bild zum Farbstillleben verwandelt. Und 2004 kippte er satte 170 Kilogramm strahlend gelber Polyurethan- und Epoxidharzfarbe für eine „Transport“ überschriebene Arbeit im Skulpturenpark des Wiesbadener Kultursommers in ein Boot. Schwere, trotzdem auf dem Wasser schwebende Kunst, wahrhaftig.
Leichter ist da schon das, was der 1950 geborene, im Frankfurter Raum lebende Guenter A. Werner im noch jungen, ambitionierten Einzelpräsentationen vorbehaltenen Ehrenbreitsteiner Kunstraum des Kunstvereins Mittelrhein KM 570 in der Hofstraße unter dem Titel „Volumen“ an die Wand bringt. Volumen haben diese Arbeiten tatsächlich, sind aber federleicht und wirken genau so. Gebilde, gefaltet aus Polyestergewebe, das teilweise auf Draht oder Plexiglas befestigt und in pastellige Farben getränkt ist. „Recherche“ nennt Weber seine bildhaften Objekte oder objekthaften Bilder, Resultat einer immer wieder erneuerten, experimentierfreudigen Suche nach dem, was im Zusammenspiel von Farbe und Form alles möglich und machbar ist. Was machbar ist: Faltengebilde, die mal elegant, fast kapriziös an der Wand entlangschwingen, die sich aber auch mal zusammenballen und dann gern zu Paaren zusammentun, die einmütig, in hellem Gelb, farbliche Harmonie demonstrieren oder auch farbig miteinander kollidieren und zugleich dialogisieren, wie die „Recherche No. 8“: Sanftes Rosa ist hier gegen lichtes Grün gesetzt, formal eng aneinandergeschmiegt. Das atmet Spontaneität, hat etwas von einem Zustand, der nur für einen Moment eingefroren ist, bevor er sich im nächsten wieder verändern, zu einer ganz anderen Form werden könnte. Ohnehin ist Veränderung in den Werner'schen Farbspielen fest einkalkuliert, denn die Wirkung dieser an der Wand zu Raum gewordenen Faltenwürfe, in der Kunstgeschichte ja nicht umsonst ein großes Thema der Malerei, ändert sich je nach Lichteinfall ganz erheblich. Was aus der Distanz heraus nahezu flächig anmuten kann, entpuppt sich bei der Annäherung als plastische, wellig bewegte Berg- und Tallandschaft, in der sich sanfte Erhebungen mit nicht weniger sanften Vertiefungen abwechseln, in denen willige Betrachterblicke durchaus sinnlich regelrecht eintauchen.
RZ Kultur-Regional am 2.9.2017 : Lieselotte Sauer-Kaulbach
Pack-Papier im Haus Metternich
Wenn aus Packpapier Kunstwerke entstehen
Kunstverein Mittelrhein KM 570 zeigt Arbeiten aus ungewöhnlichem Material
Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach
Gewöhnlich ist es hellbraun, manchmal hat es ein feines Streifenmuster und kommt meist von der Rolle: Packpapier. Praktisch zum Einwickeln, als Material für Kunst eher weniger gebräuchlich. Doch wie gut genau das funktionieren kann, demonstriert der Kunstverein Mittelrhein KM570 mit einer „Pack-Papier“ überschriebenen, sehenswerten Ausstellung im Künstlerhaus Metternich.
Der Bindestrich im Titel signalisiert eine gewollte Mehrdeutigkeit des Themas. Da geht es denn auch nicht bloß ums Packpapier, sondern um Papier generell, das 13 Künstler, Mitglieder und Gäste des Kunstvereins anpackten. Wirklich mit Packpapier arbeitet nur Manfred Lipka, Fotograf und Kunsterzieher. Er lichtet unterschiedlich entrolltes Packpapier für seine C-Prints ab und macht abstrakte Objekte.
Irritation stellt sich – beabsichtigt – bei den Fotografien Helga Persels ein. Deren Motiv ist das Innenleben auseinandergefalteter Pappschachteln, sind „Raumhüllen“, die fotografisch gesehen verblüffend räumlich wirken. So wie auch die Wandarbeiten der in Mainz lebenden Städel-Schülerin Angela Tonner, die mit auf geometrische Holzteile aufgezogenem, bemaltem Papier spielt.
Papierstreifen verhäkelt die Bopparder Kunsterzieherin Melanie Müller zu einem an skurrile Meeresbewohner erinnernden Gebilde. Nicht weniger von der Natur inspiriert sind die fragilen, zwischen Werden und Vergehen angesiedelten „Papierfrüchte“ der Berchtesgadenerin Anita Grimm-Borchert. Natürliches könnte auch bei dem in Nagold lebenden Peter Dorn mitschwingen, in seinen teilweise aufgefalteten, bezeichneten Pergamentpapier-Chiffren, die an Genomketten erinnern. Spinnennetzen gleichen die aus hauchdünnen Papierstreifen geschaffenen Kreationen der in Adenau geborenen Dorthe Goeden, vielschichtige „Gedankengeflechte“ mit gegenständlichen, landschaftlichen, pflanzlichen Einsprengseln. Erinnertes spielt auch in einer Installation Ute Krautkremers mit dem Titel „Mamas Nussbaum“, mit. Sie ist Teil einer Serie, in der die Künstlerin aus Spay mit Papiermaché die skurrilen Formen alter Bäume abgießt. Was bleibt, ist eine Art aufgebrochener „Papierrinde“, ist nicht die Substanz, sondern nur deren vergängliche Hülle. Papiermaché setzt auch Kirsten Krüger aus Düsseldorf ein. Eine Installation heißt „Abziehendes Gewitter“, hier kommt auch teils eingefärbter Holzkohlestaub zum Einsatz. Der verleiht auch der aus einem Tisch und einem schwebenden, aufgeplatzten „Stein“ bestehenden Arbeit eine beinahe sakrale Aura.
In den poetischen Traumbildern Anne-Katrin Schreiners treten virtuos geschnittene Papiergespinste an die Stelle von Farbe und Pinsel. Die Vielschichtigkeit teilen sie mit den Arbeiten des in Lahnstein geborenen, in Siegen lebenden Martin Dicke, Schichtwerk aus Ebenen, in denen sich Malerei, Collage, Fotografie, Reales und Fiktives kreuzen. Zu den notorisch Papier-Verliebten zählen schließlich Sylvia Klein und Rita Eller: Die eine collagiert in ihrer Serie „Das verlorene Ich“ menschliche Gestalten aus Schnittmustern. Die andere zeigt Bücher, bei denen sich papierene, abstrakt gestaltete Bilderseiten kaum zwischen den Buchdeckeln halten lassen.
Verein schafft neuen Raum für die Kunst
KM 570 hat sein Domizil renoviert – Ausstellungsbetrieb soll in Fahrt kommen – Werke von Martin Noël zum Auftakt
Von unserer Redakteurin Anke Mersmann
Koblenz. Vorüber sind die Zeiten, in denen der Kunstverein Mittelrhein KM 570 keinen eigenen Ausstellungsraum hatte. Diese Heimatlosigkeit war „ein echtes Handicap für unsere Arbeit“ sagt der Vorsitzende Uli Hoffelder. Zwar zeigte der Verein jährlich Ausstellungen in Koblenz und der Umgebung. „Aber wir mussten immer wieder interessante Ideen und Künstler zurückstellen, wenn wir auf keinen Raum zugreifen konnten“, sagt Hoffelder. Das soll sich jetzt ändern – weshalb sich auch Koblenzer Kunstfreunde auf ein Plus in Sachen Ausstellung freuen können.
Hoffelder steht mitten im neuen Domizil des KM 570, das der Verein zwar schon im vergangenen Spätsommer in der Hofstraße 268 in Ehrenbreitstein bezog und dort auch schon eine Licht- und Klanginstallation von Franziskus Wendels zeigte oder seine Türen öffnete, wenn in der Galerie Sehr nebenan die Kunst gefeiert wurde. Jetzt aber ist der kleine Kunstraum frisch renoviert: Die Wände sind glatt und geweißt, die Risse im Boden sind ausgebessert und unter grauer Betonfarbe verschwunden. Der Raum mit der großen Fensterfront und Deckenstuck, in dem in den vergangenen Jahren ein Künstler und für einige Monate das Theater am Ehrenbreitstein wirkten, kommt ohne Chichi aus, ist aber schmuck geworden. „Eigenleistung des Vereins“, sagt Hoffelder. Und jetzt, da alles fertig ist, soll der Ausstellungsbetrieb im Kunstraum richtig in Schwung kommen. Angelaufen ist er mit der Schau „Im Fluß der Farben“ des Malers, Zeichners und Holzschneiders Martin Noël (1956–2010), der viele Jahre in Bonn lebte.
Ein großformatiger Holzschnitt, „Leon“, hängt an der großen freien Wand gegenüber der Eingangstür: Eine weiß gedruckte Fläche liegt über schwarzem Grund. Das Dunkle kämpft sich in das Weiß gekratzten, kalligrafisch wirkenden Mustern an die Oberfläche. Zudem sind ein gutes Dutzend kleine Aquatintaradierungen im Raum gehängt: Es sind zurückgenommene Arbeiten, in denen der Künstler unterschiedliche farbige, monochrome Blöcke in Bezug setzt. Oder er zieht Spuren in pastellfarbene, auf Schwarz gedruckte Rechtecke, die ebenfalls an Kalligrafien erinnern, an organische Strukturen und Muster. Fein und luftig und doch voller Spannung sind diese Arbeiten.
Ein gutes Dutzend druckgrafischer Werke Noëls sind zu sehen – eine größere Präsentation wäre in dem kleinen Raum auch nicht möglich gewesen. Doch auch mit der kleinen Auswahl will der Kunstverein einen Einblick in das vielseitige Werk des Künstlers geben, sagt Hoffelder. Er kannte Noël flüchtig, hatte ihn vor Jahren in Bonn kennengelernt und schätze ihn seither als Künstler. Vom Tod des Malers, der auch international einen Namen hat, erfuhr Hoffelder allerdings erst, als er 2011 eine Werkschau des Arp Museums im Bahnhof Rolandseck besuchte. Vor Kurzem ergab sich ein Kontakt mit Noëls Witwe, ihr erzählte er vom neu erblühten Kunstraum und seiner Idee, Werke ihres Mannes dort zu zeigen. „Sie kam her, sah sich um, dann nahm alles seinen Lauf“, erzählt Hoffelder. Er ist glücklich darüber.
Davon einmal abgesehen, dass er Noëls Werk persönlich gern mag, ist Hoffelder froh, für einen wertigen Auftakt im neu renovierten Kunstraum gesorgt zu haben. „So soll es weitergehen“, formuliert er den Anspruch. „Hier im Kunstraum wollen wir Künstler zeigen, die einen regionalen Bezug haben, aber eine überregionale Ausstrahlung besitzen.“ Werke des international agierenden Malers Guenther A. Werner sollen im Spätsommer auf Noël folgen, im Herbst kommt der Maler Thomas Kohl, ein Schüler Gerhard Richters, der seit 2015 Malerei und Zeichnung am IKKG der Hochschule Koblenz lehrt. Er wird mit Studenten eine Ausstellung im Kunstraum organisieren, eine Idee, die er und Hoffelder gemeinsam entwickelten, wie der KM-570-Vorsitzende sagt. „Wir kamen auf dieses Projekt, da die Studenten oft unvorbereitet in den Kunstmarkt gehen. Hier bei uns können sie praktische Erfahrungen sammeln, was die Organisation eine Ausstellung angeht. Und wir zeigen junge Künstler mit Potenzial. So haben alle etwas davon“, sagt Hoffelder und spricht davon, im Sinne der Kunst zu arbeiten: Der Verein ist nicht kommerziell ausgerichtet, im Kunstraum gehe es nicht darum, über Verkäufe Geld zu verdienen. „Das ist nicht unser Ziel. Wir zeigen Kunst und Künstler, die wir spannend finden“, erklärt der Vereinsvorsitzende, der sich seit 30 Jahren in der Kunstszene bewegt.
Wobei sich der Verein nicht ausschließlich auf den Kunstraum in Ehrenbreitstein beschränken will. Nach wie vor will KM 570 beispielsweise seine jährliche Gruppenausstellung im Haus Metternich in der Koblenzer Altstadt realisieren, bei der Werke von Mitgliedern gezeigt werden. „Wir fahren also künftig zweigleisig“, meint Hoffelder dazu: große Schauen an anderen Spielorten, die kleinen im schmucken Kunstraum.
Die Ausstellung „Im Fluß der Farben“ läuft bis zum 4. Juli.
RZ Koblenz und Region vom Freitag, 2. Juni 2017
Kunstverein Mittelrhein lädt zur Ausstellung
Koblenz. Im frisch renovierten Ausstellungsraum, dem KUNSTRAUM Ehrenbreitstein, in der Hofstraße 268, lädt der Kunstverein Mittelrhein -KM570- zu einer neuen Ausstellung ein.
Ab Freitag, 19. Mai, werden Holz- und Linolschnitte sowie Aquatinta-Radierungen des im Jahr 2010 gestorbenen Künstlers Martin Noël gezeigt.
Die Vernissage beginnt um 19 Uhr. Der Kunsthistoriker Dr. Wenzel Jacob hält eine Einführung.
Die Ausstellung ist bis zum 4. Juli zu sehen, mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung .
RZ v. 4.Mai 2017
Lange Museumsnacht 2016
Der Kunstverein Mittelrhein KM 570 zeigt in seinem neuen Kunstraum in der Hofstraße 268 in Ehrenbreitstein eine Licht- und Rauminstallation des Künstlers Franziskus Wendels (wir berichteten). Die Installationen von Franziskus Wendels spielen mit zwei Realitätsebenen. Sie zeigen eine Tagseite und eine Nachtseite der Dinge. Offiziell werden die Schau und der Kunstraum bereits am Freitag, 2. September, um 19 Uhr eröffnet.
Weitere Informationen zum Programm aller beteiligten Häuser gibt es im Internet unter www.museumsnacht-koblenz.de
Veranstaltung Lange Nacht der Koblenzer Museen lockte zum 18. Mal zahlreiche Fans von Kunstevents an
Eine rauschende, kulturelle Pilgerreise
Von unserer Mitarbeiterin
Lieselotte Sauer-Kaulbach
M Koblenz. 18 Uhr. Wer den eigentlichen Startschuss zum Event nicht erwarten mochte, konnte sich schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Langen Nacht der Koblenzer Museen am Samstag, 5. September, auf die Kunstsocken machen. In der Sparkasse wurden bereits vorab Fotografien von Gabi Novak-Oster und Detlef Oster unter dem Titel „KOvisionen“ gezeigt. Sie haben Koblenzer Motive verfremdet, sie auf Hochglanz poliert und bunt aufgepeppt.
Die Stunde Vorlauf gibt OB Joachim Hofmann-Göttig Zeit, ein warmes Grußwort zu sprechen und dann weiterzueilen zur offiziellen Eröffnung der Museumsnacht im Ludwig Museum. Da wird er gleich eingebunden in eine Klangperformance, ganz passend zur aktuellen Cage/Grygar-Ausstellung. Wo bringen schon Kommunalpolitiker Luftblasen, Pardon: Luftballons eigenhändig punktgenau zum Platzen? Mitmachen ist generell die Devise an diesem Abend im Deutschherrenhaus, Kunst als sinnliches Erlebnis, wie es Museumsleiterin Beate Reifenscheid formuliert.
Kühles Schauerwetter hält weder hier noch sonst wo Kunstfans von der nächtlichen Kulturpilgerei ab. Dichte Besucherscharen drängen sich in dem auch in diesem Jahr wieder von dem Koblenzer Lichtdesigner Garry Krätz strahlend inszenierten Mittelrhein-Museum. Der erste Eiswagen ist bereits ausgeschleckt, zum Trost bleibt die Kunst. Großes Interesse findet die große Fluxus-Künstlerin Mary Bauermeister mit ihrer „Da capo“-Ausstellung. Sie vereint Werke aus sechs Jahrzehnten, viele Zeichnungen und Bilder motivisch, in Kreisfiguren und linearen Strukturen nicht nur geistverwandt mit Cage und Grygar.
Das Aufpoppen der Jukuwe-Galerie in dem einen Rathaus-Innenhof ist leider dem Regen zum Opfer gefallen; der Kunstverein Mittelrhein KM570 bietet gegenüber Wind und Wetter die Stirn und in künstlerischer Hinsicht die Klang- und Lichtinstallation „Die Vermessung des Himmels“ des Mainzer Professors Peter Kiefer. Wasserrauschen und -rieseln aus den Lautsprechern, so echt, dass man unwillkürlich den Brunnen dazu sucht. Den gibt es nicht, dafür einen Stern aus Liegen für das authentische Kunsterlebnis. Begrenzt durch das Quadrat der Rathaus-Gebäude, entgrenzt durch sphärische Klänge und in den Himmel reichende Lichtstrahlen. „Das war technisch ein Riesenaufwand“, erzählt Uli Hoffelder, Vorsitzender des Vereins.
Weniger meditativ geht es ein paar Schritte weiter zu – Heftig gefeiert wird in der mal wieder reaktivierten Kunsthalle. Eher auf ruhige Gespräche setzt die Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler im Haus Metternich mit ihren „Seriellen Ereignissen“. Gezeigt werden unter anderem die grazilen kinetischen Objekte Ulrich Westerfrölkes sowie die architektonisch-papierene Koproduktion von Katharina Fischborn und Violetta Richard. Eine sehr ästhetische Werkschau.
Auch abseits des eigentlichen Zentrums treffen sich Kunstwanderer. In der Galerie Krüger führt der Kölner Künstler Peter Hoffmann gerade durch seine Ausstellung „No place to hide“, die ihn als Mahner und Kritiker datenunsicherer Zeiten charakterisiert, aber auch als zielsicheren und pointierten Porträtisten.
Und selbst wenn es gegen 23 Uhr drüben in Ehrenbreitstein schon stiller wird: Ellen Roß ist mit der Resonanz zufrieden. Sie hat in der Galerie Sehr und in Kooperation mit Tobias Küchs „Atelier Farbform“ eine kleine, feine Ausstellung konkreter Kunst zusammengetragen. Sie zeigt eigene Werke und kombiniert diese mit denen von Altmeister Hajo Hangen und seinem Bremer Kollegen Nicholas Bodde. Konkretes im Kreis, im Modul, in Streifen und gar nicht verkopft.
Wohlig honigwarmes Licht zieht zu einer letzten Station in dieser Nacht. Es sind die transparenten, porzellanzarten Leuchtobjekt-Landschaften Grit Uhlemanns, die zu Gast bei der Keramikerin Gudrun Lüpke sind. Sie weisen den Weg, sie sind der Antrieb zum Hinwegträumen nach einer rauschenden Nacht.
Ausstellung Kunstverein KM570 präsentiert Werke zehn neuer Mitglieder im 13. Jahr
Künstlerischen Zuwachs gibt's bei Malerei, Grafik und Objektkunst
Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach
Koblenz/Boppard. Bis 2009 war er wirklich am Rheinkilometer 570 in der Neorenaissance Villa Belgrano in Boppard ansässig. Genau an jenem Ort, an dem der Verein auch das Licht der Welt erblickte. Doch dann verlor die Künstlerinitiative ihre feste Bleibe und interpretiert mittlerweile ihren Namen, das KM570, als „Kunstverein Mittelrhein“. Seit nunmehr 13 Jahren gibt es ihn jetzt. In seiner aktuellen Ausstellung im Künstlerhaus Metternich kann er, allem Aberglauben zum Trotz, zehn neue Mitglieder vorstellen.
Künstlerischen Zuwachs gab es in den Bereichen Malerei, Grafik und Objektkunst. Zu den interessantesten Neuzugängen in der Malerei zählt die in Koblenz lebende Sibylle Brennberger mit seriellen, ihre Motive fotorealistisch und doch gezielt unscharf darstellenden Aquarellen und Ölbildern. Dazu zählt zum Beispiel die von genauer Beobachtung lebende Serie „Carrying Handbags“.
Im Gegensatz zu der aufs Schwarz-Weiß-Graue konzentrierten Brennberger schwelgt die in Kruft lebende Kunsterzieherin Heidemarie Berberich in ihren „Unterwasserimpressionen“ in den Meeren blaugrüner Acrylfarbe. Ihr Spielzeug sammelnder Partner Ludwig Caratiola verfährt eher à la Jackson Pollock und lässt Farbe über Leinwände tropfen und fließen. Eine Art Seiteneinsteigerin in die Kunst ist Sandra Hundelshausen, die Musikpädagogik und Psychologie studierte und sich in filigranen Tuschezeichnungen vor allem Menschen in Bewegung und Tanzenden widmet.
Zeichnerisches spielt immer wieder auch in den seriell-konzeptuellen Arbeiten der im Jahr 1966 in Bendorf geborenen Sylvia Klein eine zentrale Rolle. So wie in ihrer Zeichnung und Objekt verbindenden Installation „Das verlorene Ich“. Menschliche Gestalten schweben, wie gebrochen, auch heimatlos im luftleeren Raum.
Digitale und analoge Medien, Virtuelles und Handwerkliches setzt die aus Siegen kommende, in Koblenz arbeitende Xenia Kaioglidou in ihren auf Alu-Dibond geprinteten „Translunarapparten“ in Bezug zueinander. Die Künstlerin eröffnet, ausgehend von Bekanntem und Vertrautem, Blicke in verwirrende Kunstwelten, die den Betrachter herausfordern.
Entschieden weniger verrätselt agiert hingegen Christian Zsagar, der in Kassel Kunstwissenschaft und Visuelle Kommunikation studierte und jetzt in Ehrenbreitstein sesshaft geworden ist. In seinen fein säuberlich von Hand mit Lettern gesetzten Schrifttafeln konfrontiert er Ausstellungsbesucher mit Sätzen zwischen Komik und Ernst. Das bricht sich in Sätzen wie „Hinter deiner Stirn langweilt sich ein Gehirn“ Bahn. Drei Neuzugänge gibt es außerdem im Fachgenre Plastik. Kirsten Herold, die in Mainz bei Christa Biederbick Bildhauerei studierte, ist in ihren in Alabastergips gegossenen Objekten sichtlich der italienischen Renaissance verpflichtet. Das zeigen ihre tondoartigen Reliefs ihrer Installation „Guardami“ („Schau mich an“), die aus einer weiblichen und einer männlichen Büste besteht. Beide werden mit verhüllten Augen gezeigt und durch einen Bilderrahmen getrennt. Ein Materialmix aus Natürlichem und Künstlichem, aus Fundstück und gezielt hinzugefügten Ergänzungen charakterisiert die Arbeiten des Koblenzer Objektkünstlers Peter Vater. Der klassischste, in seinen expressiven Bronze- und Steinarbeiten der menschlichen Figur verpflichtete Bildhauer im Trio der Objektkünstler ist der Vogtländer Clemens Strugalla.
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Kunst kaufen für den guten Zweck
Von unserer Mitarbeiterin Christiane Hausding
Koblenz. „Wenn Sie mitbieten, erkennen Sie die Versteigerungsbedingungen an“, erklärt Auktionator Karl-Heinz Haack mit ernster Stimme und führt das weitere Prozedere aus. Vorsichtig – mit behandschuhten Händen – wird das erste Kunstwerk auf die Staffelei gestellt und die Auktion beginnt. Mehr als 50 Werke von rund 30 Künstlern aus der Region kommen an diesem Nachmittag im Künstlerhaus Metternich am Münzplatz unter den Hammer. Das Besondere: Erstmalig haben sich Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein (AKM), der Aktionsgruppe Rheinland-Pfälzischer Künstler (ARK) und des Kunstvereins Mittelrhein KM570 zusammengetan und Werke für diese Benefizauktion gespendet (wir berichteten). Der Erlös des Versteigerung kommt in voller Höhe dem Koblenzer Hospizverein zugute, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen begeht.
Zahlreiche Akteure sind am guten Gelingen der Benefizauktion unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig beteiligt, so sorgt etwa das Fran Lemon Jazz Trio für den musikalischen Rahmen. Neben der Zusammenarbeit der drei Künstlervereine und der Großzügigkeit der beteiligten Künstler hebt Maya Darscheid, Vorsitzende des Koblenzer Hospizvereins, in ihrer Begrüßung aber auch die Unterstützung unter anderem durch das Kulturamt der Stadt Koblenz hervor. Darüber hinaus fungiert Haack, vereidigter Auktionator und somit Profi, an diesem Nachmittag ehrenamtlich.
Als die ersten Kunstwerke von Auktionator Haack vorgestellt werden, üben sich die potenziellen Bieter allerdings zunächst in Zurückhaltung. „Es ist für einen guten Zweck, da können Sie ruhig mal die Hand heben“, fordert Haack die Bieter denn auch mit einem aufmunternden Lächeln auf. Die Bandbreite der Werke reicht von Malerei über Fotografien bis hin zu Objekten unterschiedlicher Art, das Mindestgebot entspricht der Hälfte des Schätzwertes.
Insgesamt 15 Bieterkarten wurden im Vorfeld vergeben, ungefähr noch einmal so viele Kunstinteressierte verfolgen das Geschehen mit wachsender Spannung im Haus Metternich. Unter den Anwesenden ist auch der ein oder andere Künstler wie etwa Firouzeh Görgen-Ossouli, die eine ihrer Fotografien für die Auktion gestiftet hat. „Ich bin sehr glücklich, dass das Bild verkauft worden ist“, sagt sie nach der Versteigerung erfreut.
Doch auch wenn an diesem Nachmittag nicht alle Werke an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht werden können, resümiert Auktionator Haack: „Man kann zufrieden sein.“
Auch Uli Hoffelder, Vorsitzender des beteiligten Künstlervereins KM570, zieht ein positives Fazit: „Trotz des etwas zurückhaltenden Kaufinteresses ist es nicht enttäuschend. Der Verkauf lag über den Erwartungen.“ Und einige der Kunstwerke wurden sogar noch nach der Auktion veräußert, sodass sich der Koblenzer Hospizverein am Ende über 4725 Euro freuen konnte.
RZ v. 24.8.2016
Kunstprojekt in der Kirche
M Koblenz. Zum zweiten Mal veranstaltet die evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf in Verbindung mit dem Kunstverein Mittelrhein KM 570 ein Kunstprojekt in der denkmalgeschützten Pfaffendorfer Kirche. Vom 22. Mai bis 5. Juli ist dort der Frankfurter Künstler Klaus Schneider mit Installationen vertreten.
Sprache und ihr Abbild
Klaus Schneider (Jahrgang 1951), der sich wechselweise als einen „skeptischen Sprachfaszinierten“ oder „faszinierten Sprachskeptiker“ bezeichnet, beschäftigt sich in seinen Werken mit den Zusammenhängen und Grenzen von Wahrnehmung und Sprache. Er konfrontiert die Medien Sprache und Schrift mit denen der Malerei und Fotografie. Dabei verzichtet er auf die herkömmliche Schriftsprache und übersetzt die Worte in Blindenschrift – ein Vorgehen, das Kuratorin Birgit Weindl und Ulrich Hoffelder, Vorsitzender des KM 570, so überzeugend fanden, dass sie den Künstler für die Kooperation mit der Kirchengemeinde eingeladen haben. „Die Verbindungen von Text und Sehen ist sehr spannend“, sagt Hoffelder. Die Wahrnehmung von Zeit und Raum fordere heraus.
Ein etwas anderer Ort
Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Künstlers sei neben der künstlerischen Qualität auch, dass er sich auf die Kirche als Ausstellungsraum einlässt, sagt Hoffelder. „Man muss sich mit dem besonderen Raum beschäftigen.“
In der Ausstellung in Pfaffendorf werden vom Künstler verfasste Texte in Form von Blindenschrift (Brailleschrift) aus Swarovski-Glassteinen auf den Wänden der Seitenschiffe sowie auf beiden Seitenwänden des Altarraumes angebracht. Indem sich so dem Betrachter die inhaltliche Bedeutung der Zeichen zunächst verschließt, wird eine grundlegende Eigenschaft von Sprache offensichtlich: Sie beruht auf einer gesetzten Ordnung und ist Ergebnis eines Transformationsprozesses, der Gemeintes verkürzt, verallgemeinert und nur ungenau erfasst.
Der Künstler hinterfragt so, was dies für unsere Kommunikation bedeutet. Zusätzlich werden in der Kirche farbige Papierblätter mit Brailleprägung erscheinen. Im Kirchenraum verteilt werden ein Künstlerbuch und ein Textbrunnen zu sehen sein. Alle Brailleschrifttexte sind in einem Begleitheft übersetzt nachvollziehbar. red
Die Vernissage beginnt am Freitag, 22. Mai, um 18 Uhr. Es spricht die Kuratorin Birgit Weindl. Musikalisch wird die Veranstaltung gestaltet von Bettina Hagedorn (Cello), Rheinische Philharmonie.
Die Ausstellung steht im Zusammenhang mit der Lutherdekade 2017, die in diesem Jahr unter der Überschrift „Bild und Bibel“ steht.
Neue Mitglieder 6
Ausstellung Bopparder Kunstverein stellt seine Neuzugänge in Koblenz im Haus Metternich vor
Bilder nicht nur für Waldliebende
M Koblenz. Die Überschrift „Neue Mitglieder“ lässt vielleicht vor allem jüngere Künstler erwarten, die da der Bopparder Kunstverein „km 570“ in seiner Ausstellung im Haus Metternich präsentiert. Aber der Schein täuscht, denn etliche dieser zehn Neuzugänge des aktive Künstler und Kunstinteressierte versammelnden Vereins sind bereits gestandene Persönlichkeiten, die teilweise auch schon eine berufliche Karriere in anderen Bereichen hinter sich gebracht und nun Muße genug für eigene kreative Arbeit haben.
Wie Christian Reinmann, ab den 1970er-Jahren Redakteur beim ZDF, dessen Mischtechnikarbeiten auf Leinwand an die Bilder eines Tápies erinnern, in den Farben, ihrer rauen, reliefartigen Struktur aus Sand, Naturpigmenten und Acrylfarben kargen Landschaften mit karstigen, aufgesprungenen Böden gleichen. Nicht nur im spurensucherischen Ansatz sind ihnen die Bildkompositionen der in der Ehrenbreitsteiner Kunstszene vielfältig präsenten Anneliese Geisler verwandt. Greifbarer noch ist Landschaft bei dem 1944 in Polen geborenen Manfred Pieck, der, wie die sich gleichfalls unter den Neuzugängen findende Ulla Windheuser-Schwarz, in diesem Jahr seinen 70. feiern kann. Im Gegensatz zu den Landschaften Reinmanns sind die Piecks üppig, urwaldartig, utopische Waldlandschaften ohne direkten Realitätsbezug, in Zeiten sterbender Wälder Sinnbilder unerschöpflicher Vitalität der Natur.
Waldiges ist so etwas wie Leitmotiv der Ausstellung, findet sich in den Wald in rhythmisch schwingende Formen übersetzenden leuchtenden Acrylbildern der in Bonn lebenden Christina Molke, Jahrgang 1971, genauso wie in den Landschaft ihrerseits nicht möglichst naturalistisch abbildenden, sondern auf Erinnerungskonzen-trate verdichtenden Bildern von Stefanie Lenartz, ganz ihrer Heimat, der Eifel, verbunden. Waldiges verbirgt sich schließlich auch, unter Farbe versteckt, in einer Reihe übermalter Fotografien der in Vallendar geborenen Ulrike Feistel, beruflich als Kunsterzieherin kreativ vorbelastet.
Und letztlich kann, wer mag, selbst in den glasklaren, faszinierend tiefen Eisblumenfotos der in Boppard lebenden studierten Landschaftsarchitektin Elizabeth Clarke Landschaften entdecken, vergängliche, fragile „Eiswälder“, als Colourprint unter Glas gebannt.
Beinahe malerisch in ihrer Hingabe an weiche, Wirkliches auflösende Licht-Schatten-Spiele erscheinen die Fotoserien, die Pigmentdrucke des mit Ulrike Feistel auch künstlerisch liierten Kölners Wolfgang Dichans. Mit plastischen Arbeiten, vor allem aber als Malerin stellt sich Ulla Windheuser-Schwarz beim „km 570“ vor.........
Der Widerborstigste unter alle diesen Neuen ist eindeutig Martin Dicke: Er ist in seinen assemblageartigen Objektbildern unbekümmert um breitenwirksame Ästhetik, phänomenologischen Problemstellungen auf der Spur.
RZ v. 12.2.2014, Dr. L. Sauer-Kaulbach